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Raum. Licht – Bilder einer belebten Dunkelheit

Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Künstlerin şule attems mit der Analyse von Raum-,  Zeit-,  und Bewegungsdimensionen, die nicht nur der Sensibilisierung von Wahrnehmungs- und Kommunikationsprozessen dient, sondern ganz entschieden die eigene Selbsterfahrung und interaktive Partizipation des Betrachters umfasst.

Ausgangspunkt für ihre neuesten Arbeiten, eine Reihe von Lichtskulpturen, ist die Leidenschaft der Künstlerin für das Haptische, die unmittelbare Auseinandersetzung mit zum Teil spontan ent- und wiederentdeckten Materialien. Aus einem ebenso intuitiven wie formalen Impuls entstehen, im passionierten Dialog der Künstlerin mit dem Material und in enger Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern, eigenständige Lichtobjekte, die sich herkömmlicher Kategorisierung verweigern. Jedes Objekt ist ein Unikat, das dennoch unverkennbar die Handschrift der Künstlerin trägt: Wild und nicht ohne Ironie besetzen sie als Raumbilder den Grenzbereich zwischen Kunst und Design, und erobern verspielt und selbstbewusst die Dunkelheit.

Formal reduzierte, rein funktionale Eisenkonstruktionen werden zur Bühne individuell arrangierter Räume und Stimmungen, welche „Licht-Spuren“ persönlicher Erinnerungen, Konnotationen und Erfahrungen der Künstlerin aus unterschiedlichen Kulturen wie der Türkei, Japan und Indien reflektieren.

Kleine Details, wie ein handgeschmiedeter Haken oder eine Vielfalt an Knoten, und die weichen, lichtdurchlässigen Materialien der Lampenschirme aus Seide, Bändern, Papier, aber auch Draht durchbrechen mit spielerischer Leichtigkeit die formale Strenge der tragenden Konstruktion. Ihr Licht definiert und modelliert Raum, aber auch eine sanft verlaufende, malerische Grenze zwischen Helligkeit und Finsternis, zwischen Realität und Traum. Eine geschmiedete Interpretation für Goethes aphoristische Korrelation „wo viel Licht, ist starker Schatten“.

In diesem Grenzbereich, zwischen Sichtbaren und Nicht-Sichtbaren,  wo  sich Wissen und Emotionen, Wahrnehmung und Unterbewusstsein begegnen, bewegen sich die Lichtobjekte von şule attems. „Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende“ (Eljās ebn-e Jussef Nizāmi, 1140/41- 1209) – Attems’ Lichtskulpturen sind schweigsame, aber greifbare Zeugen dieses persischen Sprichworts!

Antonia Kuehnel





lichtbild. bildlicht





2003



2014


o mikúji after eleven years



auf dem weg von einer public art installation zu einer lampe

o mikúji, 2003, kezouin, kamakura
o mikúji, 2014, schoenberg am kamp

o mikúji_ tempelwahrsagebrief

ein kleiner tempel- kezouin / gai ra ku- in kamakura.
o mikúji sind lose, die man in den japanischen tempeln mit einer kleinen spende erwirbt. auf ihnen steht die zukunft, unsere eigene zukunft, "sie wird offenbart, wahrgesagt".
bei diesem projekt, das als "public art" im garten des tempels ausgestellt war, ging es um die zukunft, hoffnung und "wahrheit".
auf den losen standen texte, die jeden glücklich machen könnten. die besucher zogen ein los, lasen den text, waren zum grössten teil glücklich und hingen die lose auf die vorinstallierten, zwischen zwei bäumen gespannten schnüren auf. so wie im tempel wurden sie in schleifen geformt damit die weissagung in erfüllung geht…

mögen all unsere wünsche in erfüllung gehen.